POMPEJI

POMPEJI (1301)

Release: Oktober 2016

POMPEJI - CD

(1301)

Kauf auf Rechnung

15,95 €

  • 1 - 3 Tage Lieferzeit

POMPEJI

Radoslaw Pallarz

für Sopran, Oboe, Violine, Viola, Violoncello, Kontrabass und Percussion

Dauer: 53:15 Min.

 

Tabea Schmidt - Sopran

Philippe Tondre - Oboe

Emily Körner - Violine

Jakob Lustig - Viola

Bernhard Lörcher - Violoncello

Felix von Tippelskirch - Kontrabass

Franz Bach - Percussion

 

Tonaufnahmen: Oktober 2014

Kirche St. Josef, Stuttgart

Peter Laenger - Tonmeister

Release: Oktober 2016

Vetrieb - oomoxx media

Künstlerhomepage: www.radoslawpallarz.com

© 2016 NAVIS Musik

 

Hörbeispiel: VAE TIBI

Radoslaw Pallarz
Radoslaw Pallarz

POMPEJI

BONVS DEVS HIC (Teil I)
01 FELIX HIC LOCVS EST
02 ILLA TIBI

03 BONVS DEVS HIC
04 ACCEPI EPISTVLAM TVAM
05 QVID FACIAM VOBIS OCILLI LVSCI

06 O FELICEM ME

07 HOSPES PAVLLISPER MORARE

VAE TIBI (Teil II)
08 VAE TIBI
09 HOMINES NEGO DEOS
10 FAVSTA PLORAS
11 VENTVS

12 QVID FIT VI ME
13 CANTABVNT MIHI

POMPEJI, eine Stadt am Golf von Neapel, wurde beim Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 n. Chr. zerstört, verschüttet und später auch vergessen. Auf die mehr als zwei Millionen Besucher, die die Ausgrabungsstätte jährlich besichtigen, übt die römische Stadt mit ihren freigelegten Straßen und Gebäuden noch heute eine große Faszination aus. Eine Fülle von kunstvollen Fresken, aufwendig gestalteten Mosaikböden, Kunst- und Alltagsgegenständen lassen den Betrachter eintauchen in die antike Welt vor fast 2.000 Jahren.

  

Die meisten Besucher der Ruinenstadt wissen nicht, dass dort bis heute mehr als 10.000 Graffiti - in die Wand eingeritzte Inschriften - entdeckt wurden, die es uns vielleicht möglich machen, den damaligen Bewohnern noch unmittelbarer zu begegnen. Mitteilungen, Wahlempfehlungen, Preislisten, Eintrittspreise, Ergebnisse von Gladiatorenkämpfen, Flüche, Obszönitäten, Witze und Liebeserklärungen konnten entziffert werden - ein authentisches Stimmengewirr der Zeit im Latein des Alltags. Der Hauptteil meiner Komposition basiert auf einer Collage dieser Inschriften. Durch sie "hören" wir die Bewohner der römischen Hafenstadt, die ein pulsierender, multikultureller, wohlhabender und wahrscheinlich auch glücklicher Ort in traumhafter Lage gewesen sein muss.

 

Tonafunahmen, Oktober 2014. Philippe Tondre, Franz Bach, Emily Körner, Radoslaw Pallarz, Jakob Lustig, Bernhard Lörcher, Felix von Tippelskirch (v.l.)
Tonafunahmen, Oktober 2014. Philippe Tondre, Franz Bach, Emily Körner, Radoslaw Pallarz, Jakob Lustig, Bernhard Lörcher, Felix von Tippelskirch (v.l.)

Das Glück scheint in vielen der Graffiti auf, die ich im ersten Teil des Stückes zusammengestellt habe. Einen Wendepunkt in der Vertonung bildet eine Grabinschrift. Der ehemalige Sklave Phileros, der zu Geld und Freiheit gekommen sein muss, beschwört die Götter der Unterwelt, seine Unschuld in einem Streit mit einem guten Freund zu beweisen. Seine Verwünschungen leiten über zu dem großen Thema Pompejis: der Katastrophe. Natürlich handeln die Graffiti nicht vom Vulkanausbruch, der über die Stadt hereinbrach. Doch sie äußern Trauer, Wut und Verzweiflung in vielfältigen Situationen und zeugen vom wachen Bewusstsein der Vergänglichkeit. Manche Texte scheinen geradezu auf die Katastrophe vorauszuweisen.

 

Der ungünstige Wind nach dem Ausbruch des Vesuv ließ Asche und Bimsstein auf Pompeji regnen. Vermutlich konnten sich die meisten Bewohner retten, indem sie die Stadt rechtzeitig verließen. Nicht wenige jedoch entschieden sich, in ihren Häusern zu bleiben und abzuwarten. Doch bald stürzten die Dächer unter der  meterhohen Last von Asche und Steinen ein. Wer sich aus dem Haus retten konnte, begab sich auf eine aussichtslose Flucht. Es herrschte eine fast vollständige Dunkelheit. Die "pyroklastische Lawine" aus Gas und glühend heißer Asche brachte den letzten Überlebenden einen qualvollen Tod - Spuren und Abdrücke von weit über 1.000 Menschen hat man bisher gefunden. Umrahmt werden die Graffiti von zwei Dichtungen der römischen Epiker Vergil und Statius. Am Anfang steht das Loblied auf die fruchtbaren Gefilde am Fuße des Vesuv, das Vergil in seinen "Georgica" anstimmt. Am Ende steht die Frage des Statius, ob sich wohl die Nachkommen an die einst blühende Stadt erinnern werden.

 

Ich habe die Ruinen am Golf von Neapel mehrfach besucht und mich mit den Ausgrabungsergebnissen und den schriftlichen Zeugnissen intensiv beschäftigt. Meine Komposition ist der Versuch einer Erinnerung an die Menschen des antiken Pompeji - Männer und Frauen aus unterschiedlichen Bevölkerungsschichten, deren Mitteilungsdrang uns auch heute noch eine Teilnahme an ihrem Leben ermöglicht. Was sie beschäftigte - Leben und Vergänglichkeit - ist für uns von gleicher Bedeutung.

 

TEIL 1

1. FELIX HIC LOCUS EST (Graffito 8518)
 
2. ILLA TIBI LAETIS INTEXET VITIBVS VLMOS (Vergil Georgica II)
ILLA FERAX OLEO EST ILLAM EXPERIERE COLENDO
ET FACILEM PECORI ET PATIENTEM VOMERIS VNCI
TALEM DIVES ARAT CAPUA ET VICINA VESAEVO
ORA IVGO ET VACUIS CLANIVS NON AEQUUS ACERRIS

3. BONVS DEVS HIC (Graffito 2320)
FACITIS VOBIS SVAVITER EGO CANTO (Graffito 3442a)
CARMINA AIO SVMMA VIRI (Graffito 10085a)
CONTICVERE OMNES OMN(ES) INTENTIO (Graffito 3889)
 
4. ACCEPI EPISTVLAM TVAM (...) (Graffito 5031)
VELLE(M) ESSEM GEMMA (Graffito 9143)
HORA NON AMPLIVS VNA
VT TIBI SIGNANTI OSCULA MISSA DARE

5. QVID FACIAM VOBIS OCILLI LVSCI (Graffito 1789)
VINCIT AMV(R) (Graffito 3681)
(QVIS)QVIS AMAT VALEAT (Graffito 4091)
PEREAT QVI NESCIT AMARE
BIS TANTO PEREAT QVISQVIS AMARE VETAT
NIHIL DVRARE POTEST TEMPORE PERPETVO
CVM BENE SOL NITVIT REDDITVR OCEANO (Graffito 9123)
DECRESCIT PHOEBE QVAE MODO PLENA FVIT
VEN(TO)RVM FERITAS SAEPE FIT AVRA L(E)VIS

 

6. O FELICEM ME (Graffito 1262)
SI MOREM FIRMAS PROSPERA VOTA VENUS (Graffito 8711b)

SYNTROPHVS AVGET
TV DEA TV PRESE NOSTRO SVCCVRRE LABORE (Graffito 2310)
OPTIME MAXIME IVPITER DOMVS OMNIP(O)TES (Graffito 6864)
HIC HABITAT FELICITAS (Graffito 1454)
IANVARIAS NOBIS FELICES MVLTIS ANNIS (Graffito 2059)
 
7. HOSPES PAVLLISPER MORARE (Grabstein 1813a)
SI NON EST MOLESTVM ET QVID EVITES COGNOSCE
AMICVM HVNC QVEM SPECTAVERAM
MI ESSE AB EO MIHI ACCUSATORES
SVBIECTI ET INDICIA INSTAVRATA
QVI NOSTRVM MENTITVR EUM
NEC PENATES NEC INFERI RECIPIANT

 

TEIL 2

 8. VAE TIBI (Graffito 1813a)
 
9. AEGROTA AEGROTA AEGROTA (Graffito 4507)
MARCO MALE EVENI(AT) MARCO MALE EVENIAT(Graffito 10243)
IN CRVCE FIGARVS (Graffito 2082)
TV MORTVS ES TV NVGAS ES (Graffito 5279)
IAMBO(S HY)MNOS SCR(IPSI) (Graffito 9048)
HOM(I)NES NEGO DEOS (...) (Graffito 8879)

 

10. FAVSTA PLORAS (Graffito 5280)
QVID POTE TAN DVRVM SAXSO

AVT QVID MOLLIVS VNDA (Graffito 1895)
DVRA TAMEN MOLLI

SAXSA CAVANTVR AQVA
DVLCIS AMOR PERIAS ETA (Graffito 8137)
TAINE BENE AMO DVLCISSIMA MEA DVLC(ISSIMA)

11. VENTVS (Graffito 2047)
PLVI (Graffito 10088a)
VADE AGE NATE VOCAS ZEPIRIOS (Graffito 8768)
VENIT SUMMA (...) (Graffito 1251)
DISCITE DVM VIVO MORS INIMICA VENIS (Graffito 5112)
 
12. (QVID FI)T VI ME (Graffito 4966)
OCVLEI POS(T)QUAM DEDVCX(I)STIS IN IGNEM
(NO)N OB VIM VESTREIS LARGIFICATIS GENEIS
(PORR)O NON POSSVNT LACRVMAE RESTINGVERE FLAMAM
(HAE)C OS INCENDVNT TABIFICAN(T)QVE ANIMVM

13. CANTABVNT MIHI (Graffito 5195)
HAEC EGO CHALCIDICIS AD TE MARCELLE SONABAM
LITORIBUS FRACTAS VBI VESVIVS ERIGIT IRAS
AEMULA TRINACRIIS  VOLVENS INCENDIA FLAMMIS
MIRA FIDES CREDETNE VIRUM VENTVRA PROPAGO
CVM SEGETES ITERVM CUM IAM HAEC DESERTA VIREBVNT
INFRA VRBES POPVLOSQVE PREMI PROAVITAQUE TANTO
RVRA ABIISSE MARI (P.Papinius Statius Silvae 4,4,79-84)

TEIL 1

1. Glücklich ist dieser Ort!
 
2. Sie wird prangend mit Reben dir voll umranken die Ulmen,
Fruchtbar grünt sie vom Ölbaum. Bestell sie, findest sie willig.
Weide, dem Vieh zu gewähren und fügsam hakiger Pflugschar.
Also reich pflügt Capua, pflügt am Vesuv rings die Küste
und bedroht von des Clanius Flut das Schwemmland Acceräs.

3. Ein guter Gott wohnt hier
Ihr macht es euch bequem, ich singe.
Ich singe die höchsten Lieder des Mannes…
Alle schwiegen. Alle. Aufmerksamkeit.

4. Ich habe deinen Brief empfangen…
Wäre ich nur ein Edelstein,
nicht länger als eine Stunde,
dann könnte ich dir beim Versiegeln Küsse senden und geben.

5. Was soll ich mit euch tun, blinzelnde Augen?
Die Liebe siegt!
Es lebe jeder der liebt!
Weg mit dem, der die Liebe nicht kennt!
Und zweimal weg mit jedem, der die Liebe verbietet!
Nichts kann für ewige Zeiten fortdauern.
Wenn die Sonne gestrahlt hat, gibt sie sich dem Ozean zurück;
Der Mond, der soeben noch voll war,nimmt ab;
Die Wildheit der Stürme

wird oft zur leichten Brise.

 

6. O ich Glückliche!
Wenn du standhaft bist,

wird Venus Syntrophus deine Wünsche erfüllen.
Du, Göttin, sei du gegenwärtig, stehe uns bei in unserer Arbeit.
Höchster, größter Jupiter, allmächtiger Herrscher! …
Hier wohnt das Glück.
Ein glückliches neues Jahr für uns, viele Jahre!

7. Wanderer, verweile ein wenig,
und lerne kennen, was du vermeiden sollst.
Dieser, den ich als meinen Freund angesehen hatte,
von ihm sind gegen mich Ankläger angestiftet
und Beschuldigungen vorgetragen worden.
Wer von uns lügt, den sollen weder

die Penaten noch die Unterirdischen aufnehmen.

 

TEIL 2
8. Wehe dir!

9. Werde krank! Werde krank! Werde krank!
Es gehe dem Marcus schlecht! Es gehe dem Marcus schlecht!
Ans Kreuz soll man dich schlagen!
Du bist tot! Du bist nichts!
Spottverse und Hymnen schreib ich
Alle Götter leugne ich!

 

10. Fausta, du weinst!
Was ist härter als Stein,

oder was weicher als Wasser?
Doch hart wie sie sind,

werden Steine von weichem Wasser ausgehöhlt.
Meine süße Liebe, so mögest du auch sterben:
Taine, ich liebe dich so sehr, meine Süßeste

11. Wind
Es regnet
Komm, geh mein Sohn, ruf die Westwinde!
Es kam der letzte… (Tag)
Lernt: solange ich lebe, kommst du, Tod, als Feind!

12. Was geschieht mir?
Nachdem ihr, Augen, mich mit Gewalt ins Feuer gezerrt habt,
lasst ihr ohne Gewalt reichlich über die Wangen fließen!
Tränen können die Flamme jedoch

nicht löschen, nein,

sie zünden das Gesicht an

und verzehren die Seele.

13. Sie werden für mich singen
Dies, Marcellus, sei dir an Neapels Ufern gesungen,
wo der Vesuv noch immer verhaltenden Grimm in die Luft wirft,
wenn er, den Flammen des Ätna gleichend, Brände erzeuget.
Werden, o Wunder, Geschlechter, die kommen, dereinst es wohl glauben, wenn dann von neuem die Saat, wenn wieder die Wüstung wird grünen, dass darunter verschüttet liegen Städte und Völker, dass die Fluren der Ahnen zur Gänze im Schlamm hier versanken.


Pompeji 2012
Pompeji 2012
Pompeji 2012
Pompeji 2012

Ein besonderer Dank an Oliver Schütze für seine Unterstützung bei der Konzeption und Umsetzung der Texte!

 

Radoslaw Pallarz

Radoslaw Pallarz
Radoslaw Pallarz